ORT: Berlin-Mitte //  PROJEKTLAUFZEIT: 02.2022 bis 08.2023

PROJEKT

Das Projekt Anno Dazumal bringt Jugendliche aus sozial benachteiligten Bezirken mit Senior*innen mit demenzieller Veränderung zusammen.

Der Soldiner Kiez in Berlin-Wedding weist eine hohe Arbeitslosigkeit vor allem unter jungen Menschen bis 25 Jahre auf. Auch im Ausbildungsbereich gibt es eine hohe Abbrecher*innenquote. Die Schüler*innen stammen fast ausschließlich aus Familien, die vor einer oder mehreren Generationen aus verschiedenen Ländern nach Deutschland immigriert sind. Oft sammeln sie eher negative Erfahrungen mit älteren Menschen, den Alteingesessenen, in ihrer Nachbarschaft. Das hat verschiedene Gründe. Auf der einen Seite haben viele Schüler*innen Angst vor Einrichtungen wie einem Seniorenheim oder einer Wohngemeinschaft für Demenzerkrankte. Aus ihrem Familienumfeld sind sie es gewohnt, dass alte Menschen zuhause betreut werden. Für die Schüler*innen ist deshalb die Vorstellung, ihre Elten in einem Seniorenheim abzugeben, mit Scham und Schande verbunden. Angst haben sie auch vor den Senior*innen selbst, weil sie fürchten, dass diese sich ihnen gegenüber aggressiv verhalten und sie schlagen könnten. Das Seniorenheim löst deshalb bei den Schüler*innen oft beklemmende Gefühle aus.

Auf der anderen Seiten haben auch viele Senior*innen Angst vor der Begegnung mit Jugendlichen mit Migrationsgeschichte. Häufig bestehen Vorurteile, vor allem durch fehlendes Wissen über andere Kulturen und fehlende Begegnungen im Alltag. Außerdem fühlen sich Senior*innen in Deutschland oft einsam und nicht wertgeschätzt.

Das Projekt Anno dazumal soll den teilnehmenden Schüler*innen neue berufliche Perspektiven in der Altenpflege aufzeigen. Jung und Alt bauen ihre gegenseitigen Vorurteile ab, es findet eine Sensibilisierung für den jeweils anderen statt. Kompetenzen der Schüler*innen, die im schulischen Alltag ungenutzt bleiben, werden ebenso gewürdigt wie die Lebensleistung der Senior*innen. Die Teilnehmenden werden zur Selbstreflektion angeregt.

Über die Dauer von einem Schuljahr treffen sich Kleingruppen von Schüler*innen mit Menschen mit Demenzerkrankung. Die Treffen finden in verschiedenen Wohngemeinschaften für Menschen mit demenzieller Erkrankung oder in einer Demenz-Wohngemeinschaft in einem Seniorenheim statt. In einer mehrwöchigen Vorbereitungsphase werden die Jugendlichen auf die Begegnung eingestellt und setzen sich in geschützter Atmosphäre intensiv mit den Themen Alter, Sterben und Tod auseinander. Oft hilft den Jugendlichen ihre Religion, um Gefühle der Angst und Beklemmung, die bei der Beschäftigung mit diesen Themen entstehen, zu überwinden. Anschließend findet die erste Begegnung statt.

Durch die nun wöchentlichen Besuche werden die Schüler*innen Teil des Alltagslebens der WG-Bewohner*innen. Sie lernen, sich in dieser für sie neuen Umgebung sicher zu bewegen. Die Schüler*innen und Bewohner*innen spielen und malen gemeinsam, machen zusammen Ausflüge oder lesen alte Märchen vor. So unterstützen sie auch die Pflegekräfte, einige der Schüler*innen absolvieren in den Einrichtungen ihr zweiwöchiges Schulpraktikum.

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