ORT: Berlin-Mitte // PROJEKTLAUFZEIT: 09.2017 bis 01.2022
PROJEKT
Das Projekt Brückenbauer ist ein generationsübergreifendes Projekt zum gegenseitigen Abbau von Vorurteilen zwischen alten und jungen Menschen.
AUSGANGSSITUATION
Der Soldiner Kiez in Berlin-Wedding weist eine hohe Arbeitslosigkeit vor allem unter jungen Menschen bis 25 Jahre auf. Auch im Ausbildungsbereich gibt es eine hohe Abbrecher*innenquote. Die Schüler*innen stammen fast ausschließlich aus Familien, die vor einer oder mehreren Generationen aus verschiedenen Ländern nach Deutschland immigriert sind. Oft sammeln sie eher negative Erfahrungen mit älteren Menschen, den Alteingesessenen, in ihrer Nachbarschaft. Das hat verschiedene Gründe. Auf der einen Seite haben viele Schüler*innen Angst vor Einrichtungen wie einem Seniorenheim. Aus ihrem Familienumfeld sind sie es gewohnt, dass alte Menschen zuhause betreut werden. Für die Schüler*innen ist deshalb die Vorstellung, ihre Elten in einem Seniorenheim unterzubringen, mit Scham und Schande verbunden. Angst haben die Jugendlichen auch vor den Senior*innen selbst, weil sie fürchten, dass diese sich ihnen gegenüber aggressiv verhalten und sie schlagen könnten. Das Seniorenheim löst deshalb in ihnen oft beklemmende Gefühle aus.
Auf der anderen Seiten haben viele Senior*innen Angst vor der Begegnung mit Jugendlichen mit Migrationsgeschichte. Häufig bestehen Vorurteile, vor allem durch fehlendes Wissen über andere Kulturen. Außerdem fühlen sich Senior*innen in Deutschland oft einsam und nicht wertgeschätzt.
ZIELE
Das Projekt Brückenbauer soll den teilnehmenden Schüler*innen neue berufliche Perspektiven in der Altenpflege aufzeigen. Jung und Alt bauen ihre gegenseitigen Vorurteile ab, es findet eine Sensibilisierung für den jeweils anderen statt. Kompetenzen der Schüler*innen, die im schulischen Alltag ungenutzt bleiben, werden ebenso gewürdigt wie die Lebensleistung der Senior*innen. Die Teilnehmenden werden zur Selbstreflektion angeregt.
WEG
Berufliche Perspektiven aufzeigen
Durch die wöchentlichen Besuche der Schüler*innen in der Seniorenpflegeeinrichtung lernen sich beide Seiten kennen und nähern sich an. Jährlich werden Praktikumsplätze vergeben; die jeweiligen Schüler*innen werden für ihre Arbeit wertgeschätzt und erhalten häufig ein Ausbildungsangebot.
Sensibilisierung von Jugendlichen gegenüber älteren Menschen
Bereits zu Beginn des Projektes werden Schüler*innen auf die Besonderheiten des Alters vorbereitet. Sie setzen sich mit Alterskrankheiten, speziell mit der Alzheimer-Demenz, auseinander. Sie entwickeln Empathie durch die Nutzung von Filmen oder den Austausch mit Expert*innen wie den Mitarbeitenden des Pflegestützpunktes Wedding. Vor allem aber hilft ihnen dabei die direkte Begegnung mit den Bewohner*innen der Seniorenheime.
Sensibilisierung der Senior*innen gegenüber (jungen) Menschen mit Migrationsgeschichte
Durch Spiele und den direkten Austausch über Traditionen und Kulturen in den Räumen der Einrichtung nähern sich die Senior*innen den Jugendlichen und ihren Kulturen an. Die persönliche Begegnung schafft Vertrauen und baut Vorurteile ab.
Aufwertung der Schüler*innen
Die Jugendlichen treten als Expert*innen ihrer Kultur und Religion auf und stoßen auf Interesse.
Aufwertung und Würdigung der Lebensleistung von Senior*innen
Die Senior*innen werden als Wissensvermittler*innen und Zeitzeug*innen von den Jugendlichen angesprochen. Sie werden nach ihren Erinnerungen gefragt oder vermitteln ihre Kenntnisse in hauswirtschaftlichen Tätigkeiten wie Stricken oder Backen.
Vertrauensbildung zu lokalen Beratungs- und Betreuungseinrichtungen bezüglich Altenpflege
Die Jugendlichen lernen den Pflegestützpunkt Wedding kennen. Sie besuchen – in den meisten Fällen zum ersten Mal – ein Seniorenheim. Durch die regelmäßigen Besuche und die positiven Erfahrungen, die sie dort sammeln, fassen sie Vertrauen in die Einrichtung. Die Schüler*innen geben ihr Wissen ganz nebenbei auch an ihre Familien weiter.
Interesse wecken bei Schüler*innen an historischem Geschehen
Durch die Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Familiengeschichte, den Besuch einer Zeitzeugin oder eines Museums entsteht ein Interesse am historischen Weltgeschehen.
Anregung zur Selbstreflektion
In Diskussionsrunden in der Schule besprechen wir gemeinsam regelmäßig die Gefühle jedes Schülers und jeder Schülerin und setzen uns mit dem Verhalten des/der Einzelnen auseinander.